Tagebuch von Dr. Isidior von Gruvenstein, 15.06. 5 n. WK 4

Liebes Tagebuch,

heute erreichte mich trotz des Streiks der berittenen Boten ein Brief aus der von mir als verschollen angenommenen Stadt Rendsburg. Es handelt sich - wie sollte es auch anders sein - um Rechnungen. Ein kurzer Blick erschloss mir den Absender: "Zu Erledygen" stand in dicken roten Lettern auf der zerknickten ersten Seite. Nach dem hastigen Genuss einer Flasche aus der Hausapotheke begann ich die Durchsicht:

1. Reiseabrechnungen; einschließlich eines "Wochenendbillets" nebst dazugehöriger Hotelrechnung über 7 Übernachtungen im Hotel "Le Rat" wegen einer Dampflokverspätung.

2. Verpflegungsbelege; mein lieber Schwan, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf. Ich werde den Herrn Kapitän in Stockholm nicht nur auf den Pott setzen müssen, sondern auch auf Diät.

3. Eine Rechnung für eine Lieferung Helium nebst Lichtbild eines Friedhofs für antike Gasflaschen. Ich verstehe den Zusammenhang nicht. Der Preis für den Kubikmeter Helium allerdings zeugt von der kindlichen Phantasie des Erstellers.

Absinth ist etwas Schönes. An sich müsste ich bereits mehrere über mir liegende Zimmerdecken durchstoßen haben, stattdessen scheint mich die grüne Fee unter dem Arm zu kitzeln. Ich lache, lache, lache.

Irgendwann werde ich diesen Stapel Papier nüchtern sehen. Etwas in mir sagt mir, daß das kein glücklicher Augenblick wird.