Tagebuch von Ronald von Nankofen, 18.06. 5 n. WK 4

18.06.5 n. WK4, 08:49am, 57 °F, Regen


Die letzten Tage verliefen relativ ruhig. Da mir der Name des sich zu uns setzenden Herren ob seiner Länge nicht mehr in vollem Umfang geläufig ist - Dr. Simsalabim von Gruft und Stein oder ähnlich - habe ich bislang den weiteren Verlauf der Ereignisse jenes denkwürdigen Tages auch noch nicht zu Papier bringen wollen. Gleichsam handelt es sich in ihrer Gänze um eine Geschichte, wie ich sie als erfunden titulieren würde, erzählte sie mir jemand anderes.

Besagter Herr jedenfalls fing an mir davon zu berichten, welch' besonderen Wert die Flasche hätte, die dort vor uns stand. Gerade so, als gehöre sie ihm selbst. Vielleicht wollte er auch nur einen Schluck des Trunks erhaschen, doch bevor ich etwas entgegnen konnte, fing mein redseliger Kapitänsfreund wieder davon an, die gerade erst gehörten Possen erneut zum Besten zu geben.

Man mag es Glück nennen, dass kurz darauf ein weiterer Geselle - dessen Name mir mit Friederich Eugenius deutlich besser im Gedächtnis hängen blieb - zu uns trat, sich als Ingenieur vorstellte und meinen sprechenden Nachbarn verstummen ließ. Auf der Nebelweide stutzte kurz. Ein Leuchten trat in seine Augen. Gerade so, als wäre der Weihnachtsmann durch den Kamin gekommen, hätte Geschenke gebracht, aber vergessen, die Kekse zu essen und die Milch zu trinken.

Ich gebe zu, dass mir in dieser Sekunde alles egal war. Egal, dass der Kapitän den Doktor mit einem handgeschriebenen Vertrag zum Geldgeber für eine wahnwitzige Expedition machte. Egal, dass die Mikro-Turbine, die der Ingenieur präsentierte, ihm eine Anstellung als leitender Techniker eines Luftschiffs bescherte. Egal, dass ich in diesem ganzen Irrsinn nicht anders konnte, als meine Dienste als Pilot anzubieten.

Doch Jammern bringt mich nicht voran. Meine monetäre Situation erlaubt keine durchdachten Überlegungen und so ist mir der Strohhalm, der mir an diesem Abend sozusagen aufgedrängt wurde, gerade recht.

Am gleichen Abend beschlossen wir, uns am heutigen Tage, dem 18.06., in Stockholm zu treffen, um das Luftschiff der königlichen Gesellschaft in Empfang zu nehmen. Da ein Streik der Luftschiffer die Verkehrswege massivst blockierte, mietete ich kurzerhand einen Heißluftballon an. Erstaunlich teuer sind diese Gefährte heutzutage geworden. Was keine besondere Rolle spielt, da die Kosten natürlich von unserem Financier getragen werden. Somit war ich auch äußerst spendabel was das Trinkgeld anging - welches mir im Gegenzug dankenswerter Weise eine Extra-Ladung Kissen bescherte.

Die Reise verlief problemlos, auch wenn ich mir besseres Wetter gewünscht hätte. Ich habe mich in eins der besseren Hotels eingemietet und es mir die letzten Tage gut gehen lassen.

Heute, am späten Nachmittag, werde ich erfahren, auf welchen Wahnsinn ich mich hier wirklich eingelassen habe.