Tagebuch von Ronald von Nankofen, 29.05. 5 n. WK 4

29.05.5 n. WK4, 11:47am, 57 °F, bewölkt

Ich erinnere mich an Einzelheiten. Kapitän Mittka auf der Nebelweide. Welch' absonderlicher Name, wenngleich passend zu seiner Kopfbedeckung. Der gute Kapitän gehört eindeutig zur redsamen Sorte und plauderte munter vor sich hin. Von seinem Bruder, der das Familienvermögen durchbrachte. Von seiner Ausbildung zum Avionauten an der Militärakademie in Bremen - die nun eindeutig zu den zweifelhafteren Einrichtungen gehört. Von der Beförderung zum Luftkommandanten nebst Rück-Degradierung zum Kapitän wegen eines, wie er es nannte, monetären Mißverständnisses. Und natürlich vom Auftrag der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zur Durchführung einer Mission zwecks Entdeckung intelligenten Lebens auf der Erde.

Obschon ich wenig über die Einfältigkeit dieses Mannes auszusagen vermag, tendiere ich doch dazu, ihn als einfach strukturierten Menschen zu charakterisieren. Ähnlich einem Kinde, das sich am Flackern einer selbst entzündeten Kerze erfreut und übersieht, dass mittlerweile das gesamte Zimmer in Flammen steht. Anders kann ich mir nicht erklären, warum die Finanzierung des Forschungsauftrages komplett zu seinen Lasten geht und er im Moment der Annahme noch nicht einmal wusste, wie er Besatzung und Helium bezahlen sollte.

Nach gefühlten Stunden des Zuhörens - in denen ich vereinzeltes Kopfnicken oder das Aussprechen eines "Oho!" während einer kurzen Atempause des Kapitäns platzieren konnte - richtete er eine Frage an mich: "Was halten Sie davon?". Nicht sicher, worauf er sich im Detail bezogen haben mochte, antwortete ich nur "Dieser Absinth ist in seiner Abscheulichkeit kaum zu überbieten".

Just gesagt, trat ein weiterer Mann zu uns an den Tisch, der offenbar unserem Gespräch in Teilen gefolgt war. "Diese Aussage kann ich nicht so stehen lassen, werter Herr!"
Eine Verbeugung andeutend stellte er sich vor - ich komme bestimmt noch auf seinen Namen.