Technik liegt ihm im Blut: schon Eugenius' Ahnen hatten am Bau des ersten dampfbetriebenen Torpedos „Torp 10“ südlich von Schleswig gearbeitet und auf der Hochebene Sao Paolo Dampfmaschinen zur Rodung des Regenwaldes patentiert.
Von seinem Vater, seines Zeichens Ingenieur der Dampflokfahrt, und seiner streng methodistischen Mutter wird Friederich schon im zarten Alter von 4 Jahren mit der Euklidischen Geometrie, Hegels Fluktuationsakzeleration und Aristoteles' Axiom der relativen Seinsproblematik bekannt gemacht. Vielleicht führt gerade das dazu, daß Friederich mit 7 Jahren Pubertas praecox attestiert wird: seine exorbitante Behaarung läßt Beobachter staunen. Mancher fragt sich, ob das Kind sich mit diesen ersten Insignien der Männlichkeit frühzeitig und bewusst von zu Hause emanzipieren wolle.
Eugenius' Kindheit und Jugend verlaufen zwar behütet, jedoch nicht ohne Turbulenzen: hatte ihn schon der Pfarrer, ein Absintheur aus dem benachbarten Hurien, bei der Taufe ins Becken fallen lassen, so entwickelt er eine laut dem Wiener Brieffreund der Eltern „Onkel Sigmund“ eher besorgniserregende Eigenheit: Friederich baut immer kleinere Dampfmaschinen. Schließlich präsentiert er zu seinem 17. Geburtstag seiner peinlich berührten Großfamilie „Die kleinste Dampfmaschine der Welt“.
Diese sei in der Tat so klein gewesen, dass sie weder mit bloßem Auge, noch mit Lupe zu erkennen ist. Doch da der junge Mann eigentümlich genaue, minutiöse Angaben über Aufbau und Funktionsweise der Miniatur-Dampfmaschine machen kann und dies auch über den gesamten restlichen Abend tut, kommt die besorgte Sippe überein, dem Jungen seine Flausen zu lassen. Junge Mädchen lassen sich mit der Vorführung dieser Miniatur-Apparaturen schließlich nicht gewinnen. Jedenfalls meint keiner der Hausbewohner sich zu erinnern, wie Eugenius bei einer Dame mit den Worten „Ich zeige Ihnen jetzt den kleinsten Dampfhammer der Welt, Teuerste!“ mehr als einen komödiantischen Erfolg gehabt hätte.
Später nimmt er an der Universität Tübingen ein Studium der Aeronautik und Philosophie auf. In einer nur ihn schlagenden Verbindung engagiert er sich zunächst für die Gleichstellung von Mann und Frau, was ihm viel Kopfschütteln und noch mehr Nacktputzdienst in den gemeinsamen Waschräumen einbringt. Nach Erlangung seines Diploms „summa cum miseratio“ klafft ein Loch in Eugenius' Vita, doch wird er in einem Bericht zum vierten Wermuthkrieg kurz erwähnt.
Als nach vielen sicher vermeidbaren Rückschlägen sein unruhiger, wermutgeschwängerter Geist ihn eines schicksalsträchtigen Abends kurz vor Dänemarks Grenze in eine dunkle Kneipe führt, ist es wohl unabwendbar, dass er von drei seltsamen Männern an einem Tisch mit einer Absinthflasche in ihrer Mitte angezogen wurde wie die Motte vom Licht.
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