Tagebuch von Dr. Isidior von Gruvenstein, 20.06. 5 n. WK 4

Liebes Tagebuch,

wie zu erwarten gewesen ist, verliefen die letzten Tage… nun ja, nennen wir es turbulent. Ich möchte der Reihe nach vorgehen.

Ich habe bereits erwähnt, daß ich nächtens in Stockholm gelandet bin. Nach einer sehr angenehmen Nacht mit hochadliger Gesellschaft ging ich am Donnerstag zunächst zur Akademie der Wissenschaften im Lilla Frescativägen. Zuerst musste ich natürlich - wie jedes Mal - nachschauen, ob meine Wandmalereien, die ich als Zweijähriger im großen Sitzungssaal erstellt habe, noch vorhanden seien. Sie scheinen tatsächlich mit dem Rest des Saales restauriert worden zu sein, interessant.

Noch interessanter war das Treffen mit dem ständigen Sekretär der Gesellschaft, der die Echtheit des Vertrags und seine Gültigkeit bestätigte. Diese Aussage verbesserte meine Laune nicht unbedingt.

Ich beschloss, mich nicht am Luftschiff einzufinden, um ein Zeichen zu setzen. Außerdem brauchte ich etwas Ablenkung, um meinen Zorn im Zaum halten zu können, die Contenance zu wahren.

Tags darauf, am gestrigen Freitag, dem 19.6. im Jahre 5 nach dem vierten großen Wermutkrieg, begab ich mich zum Hangar. Nummer 18 im Großbereich 51, sagte man mir. Große Worte, denn es gibt dort nur einen Hangar, schwer zu verfehlen.

Als ich aus der Kutsche stieg, sah ich bereits das Großluftschiff: Die "La Frontera Victoriana". Imponierend, muss ich gestehen. Meine Emotionen stritten mit meinem widerspenstigen Geist und siegten: Mächtig anzusehen, schwebte es, langsam pendelnd wie ein Drache, zur Hälfte verborgen durch den Hangar. Der Auftriebskörper glänzte in der Sonne, die Gondel schmiegte sich daran wie der Euter an seine Kuh. Die Leitwerke ruhten, doch trotz ihrer Ruhestellung drückten sie drohende Kraft aus. Welch ein atemberaubendes Meisterwerk der Technik. Welch ein grauenhaftes Schicksal ihm doch blühte.

Aber eines nach dem anderen: ich ging auf das Luftschiff zu, mit dem festen Willen, den Vertrag mit Kapitän Mittka auf der Nebelweide zu annulieren. Auf halbem Weg zum Hangar sah ich bereits die Herren Nebelweide und Nankofen mir entgegenkommen. Sie haben wohl das Wappen auf meiner Kutsche erkannt und wollten mich begrüßen. Was ich aber außerdem sah, war eine Stichflamme im offenen Laderaum, die sich tief in die Hülle des Triebkörpers brannte.

Ich muss pausieren, habe Kopfschmerzen. Eine der Prinzessinnen hat mir den Schlüssel zur königlichen Hausapotheke dagelassen. Vielleicht war es auch die Königin. Oder der König, natürlich. Wie auch immer: den Göttern sei es gedankt.