18.07.5 n. WK4, 9:22pm, 70 °F, wolkenfrei
Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man es fast als lustig bezeichnen. Die letzten Wochen verliefen ereignislos, abgesehen davon, dass die Besatzung begonnen hat, den Begriff der Musikalität neu zu erfinden. Ich will gar nicht auf die einzelnen „Instrumente“ eingehen, welche von den anderen verwendet werden. Oder vielleicht tue ich es doch noch in späteren Einträgen, wenn mich wieder einmal die Langeweile überkommen sollte.
Ich jedenfalls habe mir ein Schlagwerk zusammengebaut – von Eugenius disrespektierlich als Waschzuber bezeichnet – das sicherlich noch nicht perfekt ist, aber seinen Zweck erfüllt.
Ich kann auch nicht ganz abstreiten, dass die Kontaktherstellung zwischen meinen Schlagstöcken und den Kesseln eine gewisse Genugtuung in mir auslöst. Zumindest, wenn ich mir dabei die Köpfe der werten Herrschaften um mich herum vorstelle. In diesem Zusammenhang habe ich gestern den Doktor nach einer Photographie von sich gefragt. Er schien eitel angetan, murmelte aber nur etwas von einem Frosch und sah mich mit seinem geistlosen Blick an, als müsse ich begreifen, was es mit dem erwähnten Lurch auf sich habe.
Apropos Lurch, auch der Kapitän zeigt nach wie vor Auflösungserscheinungen. Ich habe bislang nicht gewagt, die anderen dahingehend zu befragen, ob sie ähnliches beobachtet haben. Im Grunde spielt es aber auch keine Rolle, denn so verfahren wie die Situation ist, könnte eine endgültige Zersetzung von auf der Nebelweide doch nur eine angenehme Zerstreuung für die Anwesenden bedeuten. Oder zumindest für mich, falls es am Ende wirklich nur Wahnvorstellungen sind.
Die Reise geht jedenfalls weiter. Und auch wenn niemand so recht weiß wohin, ist doch jetzt schon sicher, dass ich noch meinen Urenkeln eines Tages davon berichten können werde, wie ich einst mit der unfähigsten Luftschiffbesatzung aller Zeiten durch die Lande streichen musste, um auf musikalische Weise Geld zu verdienen, damit dadurch ein neues Expeditionsgefährt beschafft werden kann.
Wie gesagt: fast lustig, wäre es nicht so traurig.